Abstract: Anja Lobenstein-Reichmann
Mystische Wurzeln in Luthers Sprache
Die Frage nach den mystischen Wurzeln Luthers bewegt die Theologen immer wieder. Sie wird in der theologischen Literatur ausgesprochen kontrovers diskutiert. Je nach Antwort wird Luther entweder in die Fortsetzung des Mittelalters gerückt oder zum originären Neuerer gemacht, mit dem man die Neuzeit beginnen lassen kann. Wichtiges Argument in dieser Kontroverse ist Luthers Sprache. Wilhelm Maurer, Karl-Heinz zur Mühlen und nicht zuletzt Volker Leppin bescheinigen dem jungen Luther „eine offenkundige Affinität“ zur Mystik und „die Aufnahme mystischer Sprachlichkeit als vorübergehende Hilfe zum Ausdrücken reformatorischer Theologie“ (Leppin 2010, 57). Der Vortrag versucht Antworten aus der Perspektive der Sprachgeschichte, speziell der Semantikgeschichte, zu finden, bei der Beobachtungen aus der lexikographischen Praxis des Frühneuhochdeutschen Wörterbuchs eine große Rolle spielen werden.